Raku - Kurs 2022
Die Kunst der Unvollkommenheit!
"Raku ist durch den Zen-Buddhismus entworfen und später im Westen modifiziert in das Ursprungsland "zurückgeflossen". Die Suche nach der Materialisierung einer Weltauffassung (Einfachheit, Direktheit, Spontanität, Vergänglichkeit, Präsenz, Achtsamkeit, Gelassenheit, So-Sein) schuf ein vitales Brennverfahren, in dem diese Werte und die stoffliche Metamorphose des Ton- und Glaskörpers, unter Einsatz des eigenen Körpers, mit allen Sinnen erfahren wird." (M. Stürenburg)
Im Oktober und November 2022 besuchte ich einen Kurs im "Keramikatelier - Berlin" des Künstlers Michael Stürenburg. Dort entstanden meine 5 Werkstücke - Scherben genannt - in Form von Schalen und Sushi-Platten. Der Weg war das Ziel und die Unvollkommenheit siegte. Ich bin trotzdem wahnsinnig stolz auf die ersten Ergebnisse.
Tag 1 - vom Werden und Wachsen - das Formen
In kleiner Runde erläuterte Michael Stürenburg die Grundzüge der Rakutechnik. Am ersten Tag formten und verwarfen wir 3 Stunden lang unsere Stücke, rauften die Haare und verzweifelten, wenn der Becher dann doch wieder zum Teller mutierte.
Tag 2 - glasieren wie beim Zuckerbäcker
Mit einer speziellen Drehtechnik und frischem Schwung im Handgelenk glasierten wir unsere Werkstücke. Ich hätte nie gedacht, dass die Glasur so zähflüssig ist und wie Zuckerguss aussieht. Als grafisch ausgebildeter Mensch, muss man hier schon die spätere Wirkung in Schwarz/Weiß im Kopf "umrechnen". Alle Stellen, die nicht mit der Glasur bedeckt sind, werden im letzten Brennvorgang schwarz. "Mut zur Lücke" bekommt hier eine völlig neue Bedeutung. Leider verschwanden unter der Glasur auch meine schönen Ornamente auf den Sushi-Platten. Abhaken und kein Mi Mi Mi - wieder was gelernt.
Tag 3 - der finale Brand und die Enthüllung
Endlich hatte das Warten ein Ende und unsere Werkstücke wurden zum letzten Mal gebrannt. Auf 1.050 Grad erhitzt und dann schnell in einer Erdgrube versenken, Holzspäne unter Ansage des Meisters draufstreuen und zum Schluss die Flammen mit Erde ersticken. Nach ca. 20 Minuten kühlten wir die Werkstücke im Erdloch mit Wasser herunter. Dann durften unsere kleinen Kunstwerke wieder das Licht der Welt erblicken. Eine Kruste aus verbranntem Holz und Erdreich verbarg die endgültige Zeichnung und mit Schwamm und Topfkratzer putzten wir die ersten Schichten ab. Selten habe ich drei schnatternde Frauen so andächtig und voller Freude erlebt. Aber seht selbst.